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Der Preisschock auf Rädern: Warum Autos immer teurer werden
Jeder, der in den letzten Jahren ein neues Auto kaufen wollte, hat es gemerkt: Die Preise für Neu- und auch Gebrauchtwagen sind spürbar gestiegen. Was vor einigen Jahren noch als „günstig“ galt, erfordert heute oft ein deutlich höheres Budget. Doch woran liegt das? Ist es nur die Inflation, oder steckt mehr dahinter? Die Antwort ist komplex – eine Mischung aus globalen Krisen, technologischem Fortschritt und veränderten Strategien der Hersteller.
Ja, die Autopreise steigen tatsächlich, und das aus mehreren Gründen:
1. Die Lieferketten-Krise: Chips, Kabelbäume und Rohstoffe
Der wohl größte Treiber der Preisentwicklung war und ist die nach wie vor angespannte Situation in den globalen Lieferketten.
- Halbleiterknappheit (Mikrochips): Moderne Autos sind rollende Computer. Von der Motorsteuerung über Assistenzsysteme bis hin zum Infotainment – überall stecken Mikrochips. Die Pandemie und der damit einhergehende Boom von Home-Office-Elektronik haben die Chip-Produktion überlastet. Die Autoindustrie wurde im Wettbewerb um die knappen Chips oft nachrangig bedient, was zu Produktionsstopps und langen Lieferzeiten führte.
- Rohstoffpreise: Die Kosten für wichtige Rohstoffe wie Stahl, Aluminium, Kupfer oder auch Lithium und Nickel (essenziell für Batterien) sind in den letzten Jahren massiv gestiegen. Gründe hierfür sind eine erhöhte Nachfrage, aber auch geopolitische Spannungen und Energiepreisschocks.
- Logistikprobleme: Gestiegene Frachtkosten, Engpässe bei Containern und Fahrermangel treiben die Transportkosten in die Höhe, was sich ebenfalls im Endpreis widerspiegelt.
- Spezifische Engpässe: Der Krieg in der Ukraine führte beispielsweise zu Engpässen bei Kabelbäumen, die häufig dort produziert wurden, was die Produktion weiterer Modelle beeinträchtigte.
2. Technologischer Wandel und strengere Umweltauflagen
Neue Technologien und Regularien sind zwar wünschenswert, aber auch kostspielig.
- Elektromobilität: Der Wandel zur Elektromobilität bringt höhere Fertigungskosten aufgrund der komplexen Batterietechnologie und der neuen Antriebsstränge mit sich. Auch wenn die Batteriekosten sinken, sind E-Autos in der Anschaffung (noch) oft teurer als vergleichbare Verbrenner.
- Sicherheits- und Assistenzsysteme: Moderne Fahrzeuge sind vollgepackt mit Radar, Kameras und Sensoren für Notbremsassistenten, Spurhaltehelfer, adaptive Tempomaten etc. Diese Systeme erhöhen die Sicherheit, treiben aber auch die Entwicklung und Produktionskosten in die Höhe.
- Konnektivität und Infotainment: Immer größere Displays, intelligente Sprachsteuerungen und Online-Dienste sind heute Standard, erfordern aber leistungsstarke Hardware und Software.
- Abgasnormen: Um immer strengere Emissionsvorschriften (z.B. Euro 6d) zu erfüllen, müssen Hersteller aufwendige und teure Technologien wie Partikelfilter und komplexe Abgasreinigungssysteme verbauen.
3. Inflation und Energiekosten
Wie in fast allen Lebensbereichen macht sich auch hier die allgemeine Inflation bemerkbar. Gestiegene Energiepreise (Strom, Gas, Kraftstoffe) wirken sich auf jeden Schritt der Autoproduktion aus – von der Materialgewinnung über die Fertigung in den Fabriken bis hin zum Transport der fertigen Fahrzeuge. Auch höhere Lohnkosten tragen ihren Teil bei.
4. Herstellerstrategien: Fokus auf margenstarke Modelle
Angesichts der Produktionsengpässe haben viele Autohersteller ihre Strategie angepasst. Statt möglichst viele Fahrzeuge zu produzieren, konzentrieren sie sich auf Modelle mit höheren Gewinnmargen.
- Weniger Einstiegsmodelle: Günstige Basismodelle werden oft eingestellt oder weniger priorisiert, da die Marge geringer ist. Das treibt den Durchschnittspreis der verkauften Neuwagen nach oben.
- Teurere Ausstattungslinien: Viele Fahrzeuge werden nur noch in höheren, besser ausgestatteten und damit teureren Varianten angeboten.
- Weniger Rabatte: Aufgrund der hohen Nachfrage und der begrenzten Verfügbarkeit sind die Rabatte, die Händler früher gewähren konnten, stark geschrumpft oder ganz verschwunden.
5. Der Dominoeffekt auf dem Gebrauchtwagenmarkt
Die Neuwagenknappheit hat auch Auswirkungen auf den Gebrauchtwagenmarkt. Da weniger Neuwagen produziert wurden, gibt es weniger junge Gebrauchtwagen, die in den Markt kommen. Die Nachfrage nach Gebrauchtwagen stieg, und mit ihr die Preise. Viele Gebrauchtwagen werden heute zu Preisen gehandelt, die vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären. Das führt zudem dazu, dass der Werterhalt von Gebrauchtfahrzeugen teilweise historisch hoch ist.
Fazit und Ausblick
Ja, die Autopreise steigen und es ist unwahrscheinlich, dass sie in naher Zukunft wieder auf das Niveau von vor einigen Jahren zurückkehren. Die Kombination aus globalen Engpässen, dem teuren technologischen Wandel und angepassten Herstellerstrategien hat den Markt nachhaltig verändert.
Für Autokäufer bedeutet das, dass eine Neuanschaffung noch sorgfältiger geplant und kalkuliert werden muss. Leasing oder Langzeitmiete könnten für einige attraktiver werden, während andere überlegen, ihr aktuelles Fahrzeug länger zu behalten. Das Auto wird für viele zu einem immer kostspieligeren Gut.
Wie sehen Sie das? Haben Sie die Preissteigerungen bemerkt und welche Auswirkungen hat das auf Ihre Kaufentscheidungen? Teilen Sie Ihre Erfahrungen in den Kommentaren!
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